Jeder Pferdebesitzer kennt diesen Moment: Das Pferd stolpert plötzlich beim Reiten oder auch schon im Schritt an der Hand. Vielleicht war der Boden uneben, vielleicht war das Pferd unkonzentriert – doch wenn es immer wieder passiert, macht sich schnell ein ungutes Gefühl breit. Ist das noch normal oder steckt mehr dahinter?
Das Stolpern wirkt auf den ersten Blick harmlos, doch es kann viele verschiedene Ursachen haben. Manche sind leicht zu beheben, andere erfordern eine gründliche tierärztliche Abklärung. Wichtig ist vor allem, genau hinzusehen und ernst zu nehmen, was dir dein Pferd mit seinem Verhalten möglicherweise sagen möchte.
Ein häufiger Grund für Stolpern sind Probleme an den Hufen – sei es durch falsche Hufstellung, zu lange Zehen oder eine vernachlässigte Hufpflege. Das Pferd kann dann nicht sauber abrollen und bleibt regelrecht mit der Zehe „hängen“. Auch Verspannungen im Rücken, ein drückender Sattel oder schlichtweg zu wenig Muskelkraft und Koordination können dazu führen, dass dein Pferd die Beine nicht richtig hebt.
Doch manchmal steckt mehr dahinter. Wenn dein Pferd neben dem Stolpern auch einen wackeligen Gang zeigt, die Beine überkreuzt oder sich schlecht balancieren kann, dann lohnt sich ein genauerer Blick auf das Nervensystem. Eine mögliche Ursache ist Ataxie – eine neurologische Störung, bei der die Bewegungskoordination gestört ist. Pferde mit Ataxie wirken oft unsicher auf den Beinen, stolpern vermehrt und reagieren verzögert auf Berührungen.
Noch relativ unbekannt, aber zunehmend diagnostiziert, ist ECVM – eine Entwicklungsstörung an den unteren Halswirbeln. Besonders betroffen sind häufig Warmblüter und Sportpferde. Die veränderten Wirbel können Nerven einengen und so die Beweglichkeit und Kontrolle über die Vorderbeine beeinträchtigen. Auch hier sind häufiges Stolpern, Schwäche in der Vorhand und ein insgesamt unsicheres Bewegungsbild typische Anzeichen.
Wenn du merkst, dass dein Pferd immer wieder stolpert oder dir im Gangbild etwas komisch vorkommt, höre auf dein Bauchgefühl. Pferde zeigen oft sehr subtil, dass etwas nicht stimmt. Eine gute erste Anlaufstelle ist der Tierarzt deines Vertrauens – idealerweise in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Physiotherapeuten oder Osteopathen. Auch Hufschmied und Sattler können mit ins Boot geholt werden, um alle möglichen Ursachen abzuklären.
Manchmal reicht schon eine kleine Veränderung im Training oder Equipment – in anderen Fällen braucht es weiterführende Diagnostik wie Röntgen oder sogar ein CT, besonders bei Verdacht auf neurologische Erkrankungen. Aber egal, worauf es hinausläuft: Je früher du handelst, desto besser kannst du deinem Pferd helfen, wieder sicher und selbstbewusst durch die Welt zu gehen.
Denn am Ende wünschen wir uns doch alle dasselbe – ein Pferd, das gesund, zufrieden und trittsicher mit uns unterwegs ist.
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Einen ausführlichen Artikel über ECVM findest du in der Natural Horse Ausgabe 55.