Kennst du das Gefühl, dass die Zeit manchmal einfach davonrennt?
Manchmal stehe ich abends auf dem Pferdehof, betrachte Fritz beim fressen und frage mich, wo die letzten Tage geblieben sind. Zwischen Arbeit, Alltag, Misten, Pferdepflege und den vielen kleinen Handgriffen, die fast schon automatisch ablaufen, scheint die Zeit schneller zu fließen als der Sand durch eine offene Hand.
In der Routine des Hoflebens geht vieles ineinander über. Jeder Tag gleicht dem vorherigen – vertraut, verlässlich, aber manchmal auch erschreckend flüchtig. Und nicht nur auf dem Hof ist es so. Auch im Alltag draußen, zwischen Terminen, Telefonaten und den endlosen Stunden vor Bildschirmen, spüre ich es: Dieses leise Verrinnen der Zeit, das kaum noch Raum lässt zum Innehalten.
Woran liegt das?
Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Es spart Energie, indem es bekannte Abläufe nicht mehr neu abspeichert. Je mehr wir im Trott gefangen sind, desto weniger Eindrücke sammeln wir bewusst und desto gefühlt schneller vergeht die Zeit. Dazu kommt der ständige Strom an Informationen aus sozialen Medien, Nachrichten und E-Mails, der unsere Aufmerksamkeit weiter zerreißt.
Aber Zeit ist nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Terminen. Zeit ist der Fluss, der unser Leben trägt. Und wir können wählen, ob wir ihn bewusst wahrnehmen oder uns einfach von ihm fortspülen lassen.
Manchmal reicht schon ein kleiner Schritt aus der Routine, um den Moment, um SICH wieder zu spüren. Ein neuer Reitweg mit dem Pferd, oder ein Morgen, an dem man die Stallarbeit in Stille verrichtet, nur begleitet vom Schnauben der Tiere. Ein Abend, an dem das Handy ausgeschaltet bleibt und man sich stattdessen ein gutes Buch schnappt oder einfach dem Zwitschern der Vögel lauscht.
Jedes bewusste Erleben verlangsamt das Zeitempfinden. Plötzlich dehnen sich Minuten wieder aus. Ein Tag bekommt mehr Fülle, mehr Gewicht. Er wird nicht nur abgearbeitet – er wird gelebt.
Vielleicht können wir nicht verhindern, dass die Welt um uns immer schneller wird. Aber wir können immer wieder kleine Anker setzen: im Hier und Jetzt, in einem echten Moment auf dem Hof, einem Lächeln, einem Atemzug.
Lass uns nicht nur unsere Aufgaben erledigen, sondern die Tage auch wieder mit Leben füllen.
Zeit ist kostbar. Lass sie uns nicht nur messen, lass sie uns fühlen.